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Femizide: Wir dürfen einfach nicht wegschauen!

Seit vielen Jahren setzt NEUSTART auf Gewaltprävention, begleitet Opfer zu Prozessen vor Gericht und arbeitet mit Täter:innen.
Betreuungsarbeit muss durch Zivilcourage ergänzt werden
 

Seit vielen Jahren setzen wir als Verein NEUSTART auf Gewalt-Prävention, begleiten Opfer zu Prozessen vor Gericht und arbeiten mit Tätern intensiv an Ursachen, Konsequenzen und Verantwortung. Auch Täterarbeit ist Opferschutz. Unsere Geschäftsführung und Kolleginnen und Kollegen aus der Sozialarbeit und Verwaltung zeigen sich tief betroffen anlässlich des bereits elften Mordes an einer Frau in diesem Jahr. Bewährungshilfe für Straffällige und Prävention sind unsere Angebote, die dazu beitragen auch diese Form der Kriminalität in der Gesellschaft zu verringern.

1.275 laufende Betreuungen wegen häuslicher Gewalt

Bei unserer Arbeit mit Gewalttäterinnen und Gewalttätern orientieren wir uns an den Standards der opferschutzorientierten Täterarbeit. Das Angebot, insbesondere in der Betreuung gewaltbereiter Männer, wurde in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut und professionalisiert. Opferschutzorientierte Täterarbeit, das heißt, die enge Vernetzung mit Gewaltschutzzentren, Einzelbetreuungen und 35 Antigewalttrainingsgruppen sind konkrete Maßnahmen zur Deeskalation bei häuslicher Gewalt. In solchen Fällen ist eine enge, abgestimmte Zusammenarbeit mit Justiz und Polizei sowie Opfer- und Gewaltschutzeinrichtungen von größter Bedeutung. Ganz wesentlich sind hier die sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen.

Das Gewaltschutzzentrum regt Bewährungshilfe und Anti-Gewalttraining bei Gericht an. Opferschutzorientierte Täterarbeit zeigt den Männern konstruktive Verhaltensalternativen zu Gewalt auf, begleitet sie engmaschig. Bei Gefahr in Verzug schalten wir als Verein NEUSTART die Behörden ein und informieren die Opferschutzeinrichtungen. Dabei legen wir in jeder Betreuung einen deutlichen Fokus auf die Verhinderung von Gewalt, setzen auf Verantwortungsübernahme und Verhaltensänderung der Täter. Strafe allein wirkt hier nicht. Jeder Fall von häuslicher Gewalt muss in eine verpflichtende Betreuung kommen. Verurteilungen ohne Weisung zur Therapie oder Bewährungshilfe lassen die Betreffenden mit ihrem Problem allein und sie haben daher eine erhöhte Rückfallsgefahr.

„Aus unserer über 60-jährigen Erfahrung wissen wir, dass konsequente Arbeit mit diesen Tätern ein wirksamer Opferschutz ist.“

so Alfred Kohlberger, Geschäftsführer von NEUSTART.

Betreuung und Zivilcourage

„Es gibt hier kein Entweder-oder bei Opferhilfe und Täterarbeit: Opfer brauchen größtmögliche Unterstützung und Schutz. Gewalttäter müssen sich mit ihrer Tat, ihren zugrundeliegenden Haltungen und rigiden Verhaltensweisen auseinandersetzen, damit es zu keinen weiteren Opfern kommt“,

erläutert Dr. Christoph Koss, ebenfalls Geschäftsführer bei NEUSTART.

„Was wir aber auch brauchen, ist ein neues Bewusstsein in unserer Gesellschaft: Häusliche Gewalt ist kein Kavaliersdelikt. Wir dürfen keine Form von Gewalt in unserer Gesellschaft, bei unseren Nachbarn tolerieren. Die Zivilcourage von uns allen ist in hohem Ausmaß gefragt. Lieber einmal zu viel die Behörden informieren, als einmal zu wenig. Nicht wegschauen!“

„Wir brauchen eine gesellschaftlichen Grundhaltung, dass Gewalt gegen Frauen, ob als Hass im Internet, Stalking oder physische und psychische Misshandlung, nicht verharmlost oder toleriert wird. Das beginnt in der Prävention, etwa in Schulen, setzt sich in der Bewusstseinsbildung zur Mobilisierung von Zivilcourage fort und geht über psychosoziale Prozessbegleitung und Opferschutz bis hin zu opferschutzorientierter Täterarbeit.“,

meint Dr. Koss.

Über NEUSTART
Seit 1957 arbeitet NEUSTART in den Bereichen Straffälligenhilfe (Bewährungshilfe, Haftentlassenenhilfe), Opferhilfe und Prävention. Der Verein bietet Einzelnen und der Gesellschaft Hilfen und Lösungen zur Bewältigung von Konflikten und zum Schutz vor Kriminalität an. NEUSTART beschäftigt 1.663 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Damit zählt NEUSTART zu den größten Non-Profit-Organisationen in Österreich.

Rückfragen & Kontakt:
Verein NEUSTART
Mag. Thomas Marecek
Pressesprecher
thomas.marecek@neustart.at
MOBIL 0676/84 73 31 127

Über die/den Autor:in

Laura Roth ist seit 2019 Teil des Kommunikations-Teams des Vereins NEUSTART. Ihre Schwerpunkte sind die interne Kommunikation und unsere Newsletter. In unserer Serie #TeamNEUSTART holt sie regelmäßig Kolleg:innen aus ganz Österreich vor den Vorhang

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