#TeamNEUSTART: Elisabeth Saller

Besser können sich ein Hauptberuf und Ehrenamt kaum ergänzen: Als Direktorin einer Polytechnischen Schule ist Elisabeth Saller mit der Lebenswelt junger Klient:innen bestens vertraut …

Bitte stell dich kurz vor. In welcher Region und seit wann engagierst du dich als ehrenamtliche Bewährungshelferin?
Mein Name ist Elisabeth Saller, ich bin 52 Jahre alt und seit Mai 2022 unterstütze ich das Team in St. Johann im Pongau als ehrenamtliche Bewährungshelferin.

Und was machst du hauptberuflich?
Seit 2013 bin ich Direktorin der Polytechnischen Schule in Bischofshofen.

Warum hast du dich für dieses Ehrenamt entschieden? Was gefällt dir daran am besten?
Ich habe über die Schulsozialarbeit zu diesem Ehrenamt gefunden. Seit 2016 unterstützt uns an unserer Schule ein:e Schulsozialarbeiter:in vom Verein NEUSTART, was in diesem Kontext sehr sinnvoll, eine großartige Bereicherung und eine sehr professionelle Unterstützung aller am Schulleben beteiligten Personen ist!
Durch die enge und sehr gelungene Zusammenarbeit mit der damaligen Schulsozialarbeiterin Ingrid R. habe ich einen Einblick in die Arbeit der Bewährungshelfer:innen bekommen. Mein Interesse an meinen Schüler:innen geht weit über die schulischen Belange hinaus, oft brauchen sie generell Unterstützung und Wegbegleitung bei ihrer Lebensgestaltung. So war der Weg ins Ehrenamt also nicht mehr weit.
Am besten gefällt mir daran, Menschen Verlässlichkeit und Stabilität bieten zu können und zu erleben, wenn ihnen Fortschritte gelingen.

Wie ergänzen sich dein Ehrenamt und Hauptberuf gegenseitig? Profitiert das eine vielleicht sogar vom anderen?
Wie bereits beschrieben, ergänzen sich das Ehrenamt und mein Hauptberuf sehr gut. Durch die Erfahrungen, die ich in beiden Berufen mache, profitiere ich in beidem: Sei es im Umgang mit den Klient:innen oder Schüler:innen und ihren Lebenseinstellungen oder in der Art und Weise, Dinge anzugehen und Präventionsmaßnahmen für Schüler:innen zu setzen.

Was sagt dein Umfeld dazu, dass du ehrenamtliche Bewährungshelferin bist? Welche Rückmeldungen bekommst du, wenn du davon erzählst?
Oft sind die Menschen sehr überrascht und begegnen diesem Ehrenamt mit hohem Respekt, da sie sich das für sich selbst gar nicht vorstellen können, aber trotzdem interessiert daran sind, wie die Strukturen im Ehrenamt sind. Andere wiederum finden das Ehrenamt belastend und schwierig und würden ihre freie Zeit dem nicht opfern wollen.

Wie viele Klient:innen begleitest du derzeit?
Ich betreue derzeit fünf Klient:innen.

Gibt es Klient:innen-Typen mit denen du besonders gerne und konstruktiv arbeitest? Also liegen dir bestimmte demografische Gruppen oder Delikt-Arten mehr als andere?
Aufgrund meines Hauptberufs und den damit erworbenen Erfahrungen, arbeite ich sehr gerne mit Jugendlichen. Viele ihrer Probleme sind mir vertraut und so ist es mir möglich, lösungsorientierte Zukunftsperspektiven mit ihnen zu erarbeiten. Wenn ich es mir aussuchen kann, sind Klient:innen mit Gewaltdelikten mein bevorzugter Klient:innen-Typ. „Sprache statt Gewalt“ zu erlernen, finde ich besonders sinnstiftend und befriedigend und ich freue mich sehr, wenn Klient:innen dieser Prozess gelingt und ich sie dabei unterstützen und begleiten kann.

Gibt es so etwas wie eine typische Betreuungssituation? Wie laufen die Termine mit deinen Klient:innen ab?
Meine typische Betreuungssituation sind Termine am frühen Abend, die von den meisten meiner Klient:innen verlässlich eingehalten werden. Dabei geht nichts über eine gute Beziehung zu den Klient:innen, die ich versuche über vielfältige Gespräche aufzubauen. Manchmal schweifen wir dadurch auch vom „eigentlichen Thema“ ab, aber die:der Klient:in erzählt mir bereitwillig etwas aus ihrem:seinem Leben und so können wir in der Betreuungszeit eine tragfähige Beziehung aufbauen. Mit dieser Vertrauensbasis gelingt auch die Deliktverarbeitung besser und nachhaltiger.

Was sind die größten Herausforderungen in der Arbeit mit Straffälligen?
Die größte Herausforderung für mich ist, wenn Maßnahmen, die mit Klient:innen – manchmal auch oft – besprochen werden, nicht in die Umsetzung kommen. Wenn also gar kein Fortschritt, nicht einmal ein sehr kleiner, passiert.

Woran merkst du ganz konkret, dass deine ehrenamtliche Arbeit etwas bewirkt?
Dass meine Arbeit etwas bewirkt, merke ich an der Beziehung zu den Klient:innen, dem Vertrauen, das sie mir entgegen bringen und den Schritten, die sie setzen.

Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job und Ehrenamt? Was machst du in deiner Freizeit?
In meiner Freizeit bewege ich mich am liebsten im Freien: Wandern, Rad fahren, Schitouren gehen. Manchmal alleine, um den Kopf auszulüften, ansonsten mit meiner Familie oder Freund:innen. Sehr gerne verbringe ich Zeit bei guten Gesprächen oder „erde“ mich beim Blumenpflanzen und -pflegen. Außerdem kaufe ich sehr gerne gute Bücher und versuche Zeit zu finden, sie auch zu lesen.

Gibt es sonst noch etwas, das du mit unseren Leser:innen teilen möchtest?
Neben dem sinnstiftenden Engagement als ehrenamtliche Bewährungshelferin, betrachte ich meine persönliche Weiterentwicklung durch diese Tätigkeit als besonderen Gewinn!

Über die/den Autor:in

Laura Roth ist seit 2019 Teil des Kommunikations-Teams des Vereins NEUSTART. Ihre Schwerpunkte sind die interne Kommunikation und unsere Newsletter. In unserer Serie #TeamNEUSTART holt sie regelmäßig Kolleg:innen aus ganz Österreich vor den Vorhang

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