Hass im Netz: Keine Macht für anonyme Trolle

Sein Twitter/X-Account war der größte Österreichs, dennoch hat Armin Wolf der Plattform den Rücken gekehrt. Diese hat sich für ihn vom konstruktiven Diskursmedium zu einer „Propaganda- und Hate-Speech-Schleuder“ gewandelt.
Wie oft sind Sie mit Hasspostings und -kommentaren konfrontiert?

Armin Wolf: Seit ich Twitter/X verlassen habe, sehr viel weniger als in den letzten Jahren. Dort standen zuletzt unter jedem (politischen) Posting dutzende Hasskommentare, ich bekam also mehrere hundert pro Woche. Alle paar Tage kommen ungute Mails, aber glücklicherweise sehr viel mehr freundliche.

Was schreiben Ihnen die Leute? Gibt es Themen, die immer wieder kommen?

Armin Wolf: Die meisten unguten Reaktionen kommen nach kritischen Interviews, Berichten oder Postings über recht(sextrem)e Parteien und Politiker:innen.

Was lösen solche persönlichen Angriffe bei Ihnen aus?

Armin Wolf: Die meisten nichts, manche – besonders heftige Kommentare – Verwunderung.

Hat sich Ihr Zugang dazu über die Zeit verändert, also gehen Sie inzwischen anders damit um, als zu Beginn Ihrer Onlinepräsenz?

Armin Wolf: Ich habe deswegen Twitter/X nach 15 Jahren verlassen, obwohl ich dort mit 640.000 Follower:innen den weitaus größten österreichischen Account betrieben habe, und bin auf Bluesky gewechselt. Eine gute Entscheidung.

Was empfehlen Sie Betroffenen im Umgang mit Hass im Netz?

Armin Wolf: Wann immer es geht: Gelassenheit – anonymen Trollen keine Macht über das eigene Wohlbefinden oder gar Leben geben. Mir ist aber klar, dass das z. B. für Frauen oft sehr viel schwieriger ist. Als Mann bin ich zumindest nicht mit sexualisierten Attacken konfrontiert.

Und mit Blick auf die Täter:innen – was könnte Ihrer Meinung nach präventiv wirken?

Armin Wolf: Ein gesetzeskonformes Verhalten der Plattformen und Druck von Behörden bzw. Politik auf die Unternehmen. Das würde ermöglichen, die ärgsten Hassposter:innen rechtlich zu belangen. Die Wirkung wäre enorm: Niemandem ist ein Onlinekommentar mehrere tausend Euro Entschädigung, Anwalts- und Gerichtskosten wert. Und gäbe es mehr erfolgreiche Abmahnungen, die bekannt würden, würde das auch andere Aggro-Trolle abschrecken.

Fotocredit: Peter Rigaud

Über die/den Autor:in
Laura Roth

Laura Roth ist seit 2019 Teil des Kommunikations-Teams des Vereins NEUSTART. Ihre Schwerpunkte sind die interne Kommunikation und unsere Newsletter. In unserer Serie #TeamNEUSTART holt sie regelmäßig Kolleg:innen aus ganz Österreich vor den Vorhang

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