Seit mehr als 20 Jahren lässt NEUSTART rund 2.000 Menschen in Österreich befragen. Die erste Frage lautet: „Kennen Sie NEUSTART?“ Noch nie sagten so viele Befragte „ja“ wie in diesem Jahr. 38 Prozent kennen den Verein. Vor zehn Jahren waren es nur 19 Prozent. Bewährungshilfe und Kriminalpolitik sind offenbar im öffentlichen Diskurs immer stärker bemerkbar – unter anderem wohl weil in Wahlkampfzeiten das Thema Jugendkriminalität heftig diskutiert wurde und NEUSTART sich eindeutig und aktiv dazu positioniert hat.
Bekanntheit bei unter 30-Jähringen steigt
Was sich vor einigen Jahren bei den Befragungen noch als Baustelle präsentierte, hat sich auch zum Positiven entwickelt. Die Bekanntheit bei unter 30-Jährigen. Die lag nämlich 2022 bei recht mageren 16 Prozent und hat sich mittlerweile mit 33 Prozent dem Durchschnitt angenähert. Trotzdem ist hier noch Luft nach oben, bedenkt man, dass rund ein Drittel unserer Klient:innen in der Bewährungshilfe Jugendliche oder junge Erwachsene sind. Unsere Dienstleistungen und kriminalpolitischen Positionen in jugendgerechte Botschaften zu verpacken und über jene Medien zu kommunizieren, die von jungen Menschen genutzt werden, bleibt wichtig wie eh und je.
Der Nutzen unserer Dienstleistungen wird erkannt
Es sind übrigens zwei Dienstleistungen, mit denen NEUSTART in erster Linie in Verbindung gebracht wird: die Haftentlassenenhilfe und die Bewährungshilfe – wobei man davon ausgehen muss, dass die befragten Laien nicht wirklich zwischen diesen beiden Dienstleistungen unterscheiden. Auf die Frage, ob die Arbeit von NEUSTART einen Nutzen für die Sicherheit in unserer Gesellschaft hat, gibt es hohe Zustimmung. 32 Prozent erkennen einen sehr hohen Nutzen und 40 einen eher hohen Nutzen. Diese 72 Prozent Zustimmung sind ein Rekordwert seit das abgefragt wird. 34 Prozent sagen weiters, dass die Sozialarbeit von NEUSTART eine hohe Wirkung bei der Verhinderung von Kriminalität habe.


Die höchste Zustimmung erhält übrigens die Gewaltpräventionsberatung. 92 Prozent halten diese für sinnvoll. Bestimmt gibt es starke punitive Tendenzen, aber wenn man gezielt nach dem Nutzen anderer Interventionen als Strafe fragt, erhält man durchaus differenzierte Antworten, wie unsere Umfrageergebnisse zeigen.
Ähnliches hat übrigens auch der schottische Kriminologe Fergus McNeill in unterschiedlichen Studien beschrieben. Die Studienteilnehmer:innen hatten sich in quantitativen Befragungen überwiegend für härtere Strafen ausgesprochen. Als sie in weiterer Folge in die Rolle von Richter:innen schlüpften und konkrete „Anklagen“ bearbeiteten, urteilten sie tendenziell gleich streng oder milder als die Gerichte.
Zusammenarbeit wird positiv bewertet
Ein sehr positives Bild unserer Arbeit zeichnen auch die Ergebnisse der Opinionleaderbefragung. Wir fragen Auftraggeber:innen, Zuweiser:innen und Kooperationspartner:innen – also besonders wichtige Stakeholder von NEUSTART – regelmäßig, was ihnen in der Zusammenarbeit wichtig ist und wie sie diese Zusammenarbeit bewerten. Die Ergebnisse sind sehr erfreulich und in erster Linie ein großes Zeichen der Anerkennung an die Kolleg:innen, die bei NEUSTART arbeiten.
Für die Befragten sind die wichtigsten zu erzielenden Wirkungen der Arbeit von NEUSTART die Reintegration (33%) und die Rückfallvermeidung (26%). 58 Prozent der befragten Opinionleader sind sehr zufrieden mit der Arbeit von NEUSTART hinsichtlich der Erreichung dieser Wirkungen und 41 Prozent sind eher zufrieden damit. Das Engagement der NEUSTART Mitarbeiter:innen beurteilen sie zu 84 Prozent mit sehr gut und zu 16 Prozent mit eher gut, die Zusammenarbeit beurteilen 88 Prozent mit sehr gut und 12 Prozent mit eher gut. Das sind wirklich beachtliche Ergebnisse und Rückmeldungen, auf die wir alle gemeinsam sehr stolz sein können.
Unsere Klient:innen sind zufrieden
Bei der Klient:innenbefragung geht es übrigens in dieser Tonart weiter. Der Aussage „Wenn ich an die Unterstützung durch die Sozialarbeiter:innen zurückdenke, kann ich sagen, sie waren engagiert.“ stimmen 94 Prozent der befragten Klient:innen voll zu und 6 Prozent eher. Ebenfalls 100 Prozent geben an, dass sie respektvoll behandelt wurden. Das ist umso schöner, als wir „Respekt“ im Zuge des Leitbildprozesses 2023 und 2024 als einen der zentralen Werte unserer Organisation identifiziert haben. Dass dieser Anspruch an uns selbst von den befragten Klient:innen als eingelöst wahrgenommen wird, ist eine erfreuliche Bestätigung. Ebenso die Gesamtzufriedenheit der Klient:innen (99%). Der Aussage „Mein Leben hat sich durch die Unterstützung positiv verändert.“ stimmten 71 Prozent voll zu und 22 Prozent eher.
All diese Ergebnisse sind ein Grund stolz zu sein, ein deutlicher Hinweis, dass wir sehr vieles gut und richtig machen und dass wir uns engagiert einsetzen.
Wir entwickeln unsere Befragungen weiter
Jetzt kommt allerdings ein kleines und dennoch wichtiges „aber“: Bei solchen Ergebnissen müssen wir uns auch überlegen, ob wir die richtigen Fragen stellen und ob wir an die richtigen Personen herantreten, um Defizite zu erkennen, Schwachstellen zu identifizieren und Verbesserungspotenziale zu finden. Daher widmet sich derzeit eine Arbeitsgruppe der Weiterentwicklung der Klient:innenbefragung, um zusätzlich zu der Bestätigung unserer Leistungen mehr Anhaltspunkte für Verbesserungen zu haben.
Ähnliches ist bestimmt auch bei den anderen Befragungen sinnvoll und ein kritisches Hinterfragen der Ergebnisse ist wichtig. Das passiert auch. Aber für den Moment dürfen wir durchaus ein wenig stolz sein, mit unserer Arbeit solche Rückmeldungen hervorzurufen, wie jene aus der jüngsten Klient:innenbefragung:
„Egal was man im Leben falsch gemacht hat, man fühlt sich sehr willkommen und wird trotzdem nicht als negativer Mensch gesehen. Eine ermutigende Einrichtung!“
„Ich konnte offen und ehrlich sein und habe Feedback bekommen, welches ich aktiv in meinem Alltag anwenden konnte. Mir geht es so gut wie schon lange nicht mehr.“
„Ich hab‘ in diesem Jahr viel über mein Leben nachgedacht, bin schwierige Wege gegangen und es war sehr schön mit einer außenstehend Person darüber zu sprechen. Das hat mich zurück ins Leben geholt, und ich habe auf meine Zukunft geachtet.“