Suche
Close this search box.

#TeamNEUSTART: René Murnig

In seinem „früheren Leben“ als Kfz-Techniker, hat René Murnig das Ergebnis seiner Arbeit gesehen, wenn ein repariertes Auto wieder voll funktionstüchtig aus der Werkstatt gefahren ist. In der Sozialarbeit ist die Wirkung seines professionellen Handelns weniger offensichtlich. Zumindest auf den ersten Blick...

Bitte stell dich kurz vor
Hallo allerseits, ich heiße René Riccardo Murnig, bin 38 Jahre alt und wohne in Klagenfurt.

In welcher NEUSTART Einrichtung und welchem Bereich arbeitest Du?
Ich bin Vollzeit als Sozialarbeiter bei NEUSTART Kärnten in den Leistungsbereichen Bewährungshilfe, Suchtprävention und Vermittlung gemeinnütziger Leistungen statt Ersatzfreiheitsstrafe beschäftigt. Freitags fahre ich regelmäßig in die Außenstelle St. Andrä, um meine Lavanttaler Klient:innen zu betreuen. Als einrichtungsinterner Referent schule ich haupt- und ehrenamtliche Kolleg:innen zur Thematik „illegale Drogen und illegaler Drogenkonsum“ ein.

Seit wann bist du bei NEUSTART?
Seit 1. April 2021 – zuvor war ich knapp 10 Jahre in der niederschwelligen, akzeptanzorientierten Jugendsozialarbeit tätig. Ein Jahr als Mitarbeiter, fast neun Jahre als Teamleitung.

Gibt es so etwas wie einen typischen Arbeitstag für dich? Falls ja, wie sieht dieser aus?
Zumindest meine Morgen-Routine ist jeden Tag gleich: entgangene Anrufe und SMS beantworten, das E-Mail-Postfach bearbeiten und anschließend die DOKU (Anmerkung: internes Dokumentationssystem von NEUSTART) auf Benachrichtigungen überprüfen. Danach widme ich mich meiner To Do-Liste und setze mir Tagesziele. Mir persönlich ist eine strukturierte und zielgerichtete Arbeitsweise sehr wichtig. In unserem Beruf brauchen wir aber auch Flexibilität und Anpassungsfähigkeit – bedingt durch unterschiedliche Klient:innen-Typen, verschiedene Leistungsbereiche oder unvorhersehbare Ereignisse, wie akute Krisen von Klient:innen.

Warum hast du dich für NEUSTART als Arbeitgeber entschieden?
Da haben mehrere Faktoren eine Rolle gespielt. NEUSTART zählt zu den größten Non-Profit-Organisationen der Sozialwirtschaft Österreichs und auf fachliche Standards wird großer Wert gelegt. Zudem schätze ich die Abwechslung und Vielfalt, die die unterschiedlichen Leistungsbereiche der Straffälligenhilfe mit sich bringen. Ich möchte mich fachlich immer weiterentwickeln, daher weiß ich das Fort- und Weiterbildungsangebot von NEUSTART sehr zu schätzen. Liebe Grüße an dieser Stelle an meine Kolleg:innen aus dem Straffälligenhilfe-Lehrgang (lacht).

Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?
Während meiner sozialarbeiterischen Tätigkeit nach dem Studium hat sich herauskristallisiert, dass mich der Themenkomplex rund um illegalen Drogenkonsum und Abhängigkeit sehr fasziniert. Dementsprechend bin ich bei NEUSTART auch in den Leistungsbereich „SP3“, also die indizierte Suchtprävention, eingebunden – SP3 ist ein Spezifikum von NEUSTART Kärnten, das es in den anderen Bundesländern nicht in dieser Form gibt. In seinen Grundzügen kurz umrissen handelt es sich um eine relativ „offene“, akzeptanz- und bedarfsorientierte Betreuung von Klient:innen mit einer Abhängigkeitserkrankung beziehungsweise einem problematischen Konsummuster. Die Zuweisungen erfolgen in der Regel über die Drogenambulatorien. Mit den Klient:innen in einen Beratungsprozess einzutauchen erlebe ich als sehr spannend – also sich gemeinsam mit dem Deliktverhalten oder den Motiven für den Konsum illegalisierter Substanzen auseinanderzusetzen. Jede Beratungssituation bietet mir die Möglichkeit, an meiner Gesprächsführung zu arbeiten, diese weiterzuentwickeln und neue Methoden oder Techniken auszuprobieren.

Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?
Der professionelle Umgang mit „ablehnenden“ Klient:innen ist definitiv ein herausforderndes Unterfangen. Dabei gilt es, Haltung zu bewahren – also allen Menschen möglichst wertschätzend und offen zu begegnen. Das ist mein Anspruch in meiner Rolle als Bewährungshelfer. Als große Ressource empfinde ich dabei den Austausch mit meinen erfahrenen Kolleg:innen, um (über)fordernde Gespräche reflektieren zu können und möglicherweise neue Perspektiven zu eröffnen. Auch die Verschränkung von indirekter (Dokumentation, Berichtswesen, …) und direkter Klient:innenarbeit ist mitunter schwierig…

Wo hast du gesehen, dass deine Arbeit etwas bewirkt?
Ich habe, vor meinem Fachhochschulstudium der Sozialen Arbeit, eine Lehre zum Kfz-Techniker absolviert. Der Output am Ende des Tages war klar ersichtlich: Das reparierte Auto fährt wieder voll funktionstüchtig aus der Werkstatt. In der Sozialen Arbeit ist Wirksamkeit nicht so offensichtlich und klar zu identifizieren. Die Wirkung und Wirksamkeit unseres professionellen Handelns zeigt sich auf ganz unterschiedlichen Ebenen: auf der Beziehungsebene, wenn Klient:innen sich durch unsere Haltung und Empathie verstanden fühlen und emotional öffnen können oder wenn sie, im Rahmen der Deliktverarbeitung, wertvolle (Selbst-)Erkenntnisse über sich und ihre dysfunktionalen Verhaltensweisen erlangen und der Wunsch entsteht, diese bearbeiten und verändern zu wollen. Dass wir im Gegenüber etwas bewirken, zeigt sich aber auch in Klient:innen-Aussagen wie: „Das Gespräch hat mir heute wirklich gutgetan!“ oder: „Ich konnte noch nie mit einem Menschen so gut reden wie mit dir!“. Wirksamkeit hat in der Arbeit mit Straftäter:innen viele „Gesichter“. Daneben gibt es natürlich auch noch organisationsintern festgelegte Faktoren wie die Rückfallquote.

Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job?
Für die Work-Life-Balance und Psycho-Hygiene verbringe ich gerne Zeit mit meinen Lieblingsmenschen. Meine Hobbies sind: Musik machen (Gitarre, Gesang), Lesen und Zeichnen. Außerdem mache ich CrossFit. Die sportliche Betätigung hilft mir beim Kanalisieren von Stress.

Gibt es sonst noch etwas, das du mit deinen Kolleg:innen teilen möchtest?
Unsere professionelle Arbeit mit delinquenzbelasteten Personen ist aus gesellschaftlicher Perspektive absolut wert- und sinnvoll, andererseits aber ebenso fordernd und wir geben unser Möglichstes. In diesem Sinne wünsche ich uns viel Energie und eine gehörige Portion Gelassenheit bei all unseren Aufgaben.

Über die/den Autor:in

Laura Roth ist seit 2019 Teil des Kommunikations-Teams des Vereins NEUSTART. Ihre Schwerpunkte sind die interne Kommunikation und unsere Newsletter. In unserer Serie #TeamNEUSTART holt sie regelmäßig Kolleg:innen aus ganz Österreich vor den Vorhang

Mehr von mir lesen >>