Bitte stell dich kurz vor. In welcher Region und seit wann engagierst du dich als ehrenamtliche Bewährungshelferin?
Mein Name ist Renate Mechtler, ich bin 62 Jahre alt und seit zwei Jahren in Pension. Ich bin Ehrenamtliche im Team Mistelbach.
Warum hast du dich für dieses Ehrenamt entschieden? Was gefällt dir daran am besten?
Da ich meine Arbeit als hauptamtliche Bewährungshelferin immer sehr gerne gemacht habe, habe ich mich entschlossen, den Verein nicht ganz zu verlassen und in diesem Rahmen weiterzumachen. Ich mag die Lebendigkeit dieser Tätigkeit, meine Klient:innen sind immer für eine Überraschung gut, es wird selten langweilig. Immer wieder bin ich erstaunt und berührt, wie intensiv sich die Betreuungsbeziehungen gestalten, welches Vertrauen mir entgegengebracht wird. Da ich über jahrzehntelange Berufserfahrung verfüge, kann ich mich auch über kleinste Fortschritte mit meinen Klient:innen freuen oder bin einfach da, wenn es schlecht läuft und Fortschritte ausbleiben. Das hat für mich einen sehr hohen Wert.
Was sagt dein Umfeld dazu, dass du ehrenamtliche Bewährungshelferin bist? Welche Rückmeldungen bekommst du, wenn du davon erzählst?
Mein Umfeld ist es gewohnt, dass ich in dem Bereich arbeite.
Wie viele Klient:innen begleitest du derzeit?
Ich begleite meist zwischen drei und fünf Klient:innen.
Gibt es so etwas wie eine typische Betreuungssituation? Wie laufen die Termine mit deinen Klient:innen ab?
Die Termine finden in der Region statt. Wenn es möglich ist, wird bei einem Spaziergang geredet, damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Es freut mich, wie verlässlich meine Klient:innen meist dabei sind und wie gut dieses Angebot angenommen wird.
Gibt es Klient:innen-Typen mit denen du besonders gerne und konstruktiv arbeitest? Also liegen dir bestimmte demografische Gruppen oder Delikt-Arten mehr als andere?
Eigentlich nicht. Aufgrund meines Alters habe ich manchmal das Gefühl, es ist nicht mehr so passend mit jungen Burschen zu arbeiten und der Spagat zwischen unseren Welten ist groß. Trotzdem habe ich vor kurzem einen jungen Serben übernommen und bin begeistert, wie gut wir zusammenarbeiten.
Was sind die größten Herausforderungen in der Arbeit mit Straffälligen?
Aus dem Zwangskontext eine offene vertrauensvolle Arbeitsbeziehung entstehen zu lassen, ist nicht immer leicht und kann manchmal auch lange dauern.
Woran merkst du ganz konkret, dass deine ehrenamtliche Arbeit etwas bewirkt?
Das Interesse meiner Klient:innen ist für mich schon ein Teil der Wirkung. Wir besprechen neue Möglichkeiten und Ziele, reflektieren vergangene Situationen, denken über Ursachen und Motivationen nach. Es ist mir wichtig zu wissen, wie es meinen Klient:innen in ihrem Alltag, Beruf und Umfeld geht. Ich erkenne ihre Bemühungen an und gebe positive, stärkende Rückmeldungen, auch kritische Betrachtungen können oft hilfreich sein.
Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job und Ehrenamt? Was machst du in deiner Freizeit?
Meine Freizeit ist nach wie vor geprägt von sozialer Arbeit. Ich bin im familiären Bereich als Erwachsenenvertreterin tätig, fahre mit Essen auf Rädern in meiner Heimatgemeinde und bin Obfrau eines Arbeitsprojekts für langzeitarbeitslose Menschen. Seit zwei Jahren darf ich mich auch regelmäßig um mein Enkelkind kümmern und bei der Pflege und Gestaltung meines großen Gartens kann ich mich kreativ ausleben und finde einen schönen Ausgleich.
Gibt es sonst noch etwas, das du mit unseren Leser:innen teilen möchtest?
Meine mehr als 40 Jahre Bewährungshilfearbeit beinhalteten abenteuerliche Geschichten, große Katastrophen, tolle Erfolge und viele berührende Momente, die ich nicht missen möchte.