Bitte stell dich kurz vor. In welcher Region und seit wann engagierst du dich als ehrenamtliche Bewährungshelferin?
Ich heiße Katrin Palombo und bin 56 Jahre alt. Seit Jänner 2024 bin ich als ehrenamtliche Bewährungshelferin in Innsbruck tätig.
Warum hast du dich für dieses Ehrenamt entschieden? Was gefällt dir daran am besten?
Ich arbeite sehr gerne mit Menschen, bin kommunikativ und über eine Bekannte zum Verein gekommen. Ich wollte, neben meinem Hauptberuf, schon länger etwas anderes machen und bin sehr an rechtlichen und sozialpolitischen Themen interessiert. Gemeinsam sollten wir uns für eine gerechte und sich gegenseitig respektierende Gesellschaft einsetzen. Jeder Mensch hat eine zweite oder manchmal auch eine dritte Chance verdient. Mir gefällt, meine Klient:innen dabei zu unterstützen.
Und was machst du hauptberuflich?
Ich bin Physiotherapeutin.
Wie ergänzen sich dein Ehrenamt und Hauptberuf gegenseitig? Profitiert das eine vielleicht sogar vom anderen?
In beiden Bereichen arbeite ich mit Menschen. Empathie, Gesprächsbereitschaft und sich für andere zu engagieren, spielen dabei eine wichtige Rolle. Durch meine jahrelange Erfahrung im Hauptberuf komme ich auch bei NEUSTART gut mit den unterschiedlichsten Menschen zurecht, was etwa Alter und Herkunft betrifft.
Was sagt dein Umfeld dazu, dass du ehrenamtliche Bewährungshelferin bist? Welche Rückmeldungen bekommst du, wenn du davon erzählst?
Viele finden es sehr gut und respektieren diese Arbeit sehr, wissen aber nicht, dass man Bewährungshilfe auch ehrenamtlich machen kann. Manche äußern aber auch Bedenken und sehen die Bewährungshilfe nicht im Ehrenamt.
Wie viele Klient:innen begleitest du derzeit?
Vier.
Gibt es Klient:innen-Typen mit denen du besonders gerne und konstruktiv arbeitest? Also liegen dir bestimmte demografische Gruppen oder Delikt-Arten mehr als andere?
Ich arbeite gerne mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Vielleicht auch, weil ich selbst vier Kinder habe. Suchtproblematiken finde ich persönlich sehr schwierig.
Gibt es so etwas wie eine typische Betreuungssituation? Wie laufen die Termine mit deinen Klient:innen ab?
Ich finde jede Betreuung ist individuell. Ich treffe mich gerne mit Klient:innen im Freien oder bei Ihnen zu Hause, um einen Eindruck von ihrer Lebenssituation zu bekommen. Die ersten Termine sind gut, um sich kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen. Dann versuche ich, verschiedene Themen zu bearbeiten.
Was sind die größten Herausforderungen in der Arbeit mit Straffälligen?
Es braucht schon Zeit, bis man über die rechtliche Situation in Österreich, über das Vorgehen am Gericht und die verschiedenen anderen unterstützenden Einrichtungen Bescheid weiß. Auch das Schreiben von Berichten und Dokumentationen bedarf Übung. Der Austausch mit anderen Ehrenamtlichen und unserer Teamleitung hilft mir hier sehr.
Woran merkst du ganz konkret, dass deine ehrenamtliche Arbeit etwas bewirkt?
Ich merke, wie Klient:innen mir vertrauen und sich mit ihren Sorgen und Problemen an mich wenden. Sie sind froh, dass jemand sie unterstützt und nicht verurteilt. Die regelmäßigen Treffen spielen dabei eine wichtige Rolle. Gespräche mit einer „neutralen“ Person empfinden viele Klient:innen als sehr wertvoll und hilfreich.
Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job und Ehrenamt? Was machst du in deiner Freizeit?
Ich treffe mich mit Freund:innen, reise gerne und unternehme oft etwas mit meiner Familie.
Gibt es sonst noch etwas, das du mit unseren Leser:innen teilen möchtest?
Die Arbeit bei NEUSTART ist sehr interessant, aber auch herausfordernd. Ich fühle mich sehr wohl in meinem Team und der Umgang untereinander ist sehr wertschätzend. Ich bin froh, diese Entscheidung getroffen zu haben.