Bitte stell dich kurz vor.
Mein Name ist David Jenny, ich bin 28 Jahre alt und komme aus Feldkirch in Vorarlberg.
In welcher NEUSTART Einrichtung und welchem Bereich arbeitest du?
Ich arbeite am Standort Feldkirch in den Leistungsbereichen Bewährungshilfe, Vermittlung gemeinnütziger Leistungen und sicher.net § 207a.
Seit wann bist du bei NEUSTART?
Seit Dezember 2023.
Warum hast du dich für NEUSTART als Arbeitgeber entschieden?
Die Arbeit in der Straffälligenhilfe und das Strafrecht haben mich schon immer interessiert. Bereits während meines Studiums hatte ich erste Berührungspunkte mit NEUSTART und empfand die Tätigkeit als äußerst spannend und sinnvoll. Nach meinem Studium entschied ich mich dazu, mich zu bewerben. Erst im Laufe meiner Tätigkeit wurde mir das gesamte Spektrum der Arbeit bei NEUSTART bewusst und ich habe erkannt, wie vielseitig und auch anspruchsvoll dieses Berufsfeld ist. Außerdem gefällt mir die Farbe pink (lacht).
Gibt es so etwas wie einen typischen Arbeitstag für dich? Falls ja, wie sieht dieser aus?
Die Arbeit bei NEUSTART ist äußerst umfangreich, sodass ein typischer Tagesablauf kaum existiert. Mein Arbeitsalltag richtet sich, so gut es geht, nach der Lebenswelt der Klient:innen sowie fixen externen Terminen beim Gericht oder sonstigen Sytempartner:innen. So kommt es vor, dass ich an manchen Tagen später beginne, um abends Termine anbieten zu können, während ich an anderen Tagen früher starte. Zudem haben sich bestimmte Routinen entwickelt, die mir helfen, meinen Alltag zwischen Klient:innen-Terminen und Büroarbeit zu strukturieren.
Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?
Am besten gefallen mir die abwechslungsreichen Tätigkeiten und die vielen Freiheiten in meiner Arbeit. Ich finde es gut, dass ich mir den Arbeitsalltag frei einteilen kann. Das gibt mir die Möglichkeit, mein Privatleben flexibel mit meinen Arbeitszeiten abstimmen zu können.
Du bist, unter anderem, Spezialist für unser Programm „sicher.net § 207a“. Was kann man sich darunter vorstellen? Was haben die Teilnehmer:innen „angestellt“?
sicher.net ist ein sexual- und sozialpädagogisches Programm für Jugendliche, die nach § 207a StGB mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Dabei handelt es sich um junge Menschen, die sexualbezogenes Kindesmissbrauchsmaterial besessen oder verbreitet haben. Dieses Angebot ist besonders relevant, da rund die Hälfte aller Tatverdächtigen in diesem Deliktbereich selbst minderjährig sind. Das Ziel ist es, durch gezielte pädagogische Maßnahmen einen verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien zu fördern und zukünftige Delinquenz zu verhindern.
An welche Altersgruppe richtet sich das Angebot und wer weist uns die Teilnehmer:innen zu?
Das Programm richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die entweder nach einer Verurteilung oder, im besten Fall, im Rahmen einer diversionellen Maßnahme von der Staatsanwaltschaft oder den Richter:innen zugewiesen werden.
Ist diesen Kindern und Jugendlichen überhaupt bewusst, dass sie gegen ein Gesetz verstoßen haben?
Viele Jugendliche sind sich nicht bewusst, dass ihr Verhalten im Internet genauso strafrechtliche Konsequenzen haben kann wie offline. Handlungen, wie das Versenden oder Besitzen von gewissen Bildern und Videos, erfolgen oft ohne ein Bewusstsein über die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Wie lange dauert das Programm und wie ist es aufgebaut? Wie oft und in welchem Setting triffst du die Klient:innen? Was sind die Inhalte?
Das Programm erstreckt sich über etwa sechs Monate und wird sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting durchgeführt. Die Schwerpunkte liegen auf der rechtlichen Aufklärung, der Förderung von Medienkompetenz und der Reflexion des eigenen Verhaltens, sowie dem gesetzten Delikt. Ziel ist es, die Jugendlichen für die Konsequenzen ihres Handelns zu sensibilisieren und ihnen Strategien für einen verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Idealerweise geben sie ihr erlerntes Wissen auch innerhalb ihres sozialen Umfelds weiter, wodurch ein bewussterer Umgang mit digitalen Medien gefördert wird.
Vor welche Chancen, aber auch Herausforderungen, stellt dich die Arbeit mit diesen Klient:innen?
Eine große Chance liegt darin, durch gezielte Aufklärung und pädagogische Interventionen das Bewusstsein der Jugendlichen für die Tragweite ihres Handelns zu schärfen. Die Herausforderung besteht darin, das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen um mit ihnen an den, doch oft sehr persönlichen und sensiblen, Themen arbeiten zu können. Es ist dabei wichtig, die eigenen Grenzen und die Grenzen des:r Jugendlichen zu beachten.
Welchen Rat würdest du deinen eigenen Kindern hinsichtlich Sexting, Cybermobbing und Co. mit auf den Weg geben?
Ich würde ihnen raten, im Umgang mit digitalen Medien stets achtsam und respektvoll zu sein. Auch wenn es im Internet oft so wirkt, als gäbe es keine Grenzen, gelten dort die gleichen Regeln wie im echten Leben. Alles, was man in der realen Welt nicht sagen oder tun würde, sollte man auch online unterlassen. Zudem ist es wichtig zu verstehen, dass einmal veröffentlichte Inhalte nur schwer wieder entfernt werden können. „Denke nach, bevor du klickst, teilst oder postest!“ – dieser Grundsatz kann helfen, verantwortungsbewusst und sicherer im Netz zu agieren.
Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job?
Ich betreibe gerne Sport oder verbringe Zeit mit meiner Familie oder Freund:innen. Ich gehe zum Ausgleich gerne in die Natur oder in die Berge. In Vorarlberg habe ich die besten Voraussetzungen dafür.
Gibt es sonst noch etwas, das du mit deinen Kolleg:innen teilen möchtest?
Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich herzlich bei meinen Kolleg:innen in Vorarlberg zu bedanken. Ich schätze unser großartiges Team und den wertschätzenden sowie unterstützenden Umgang sehr. Ohne die gute Zusammenarbeit wäre die Arbeit sicherlich nicht das, was sie ist. Außerdem möchte ich allen Kolleg:innen aus dem 14. Lehrgang Straffälligenhilfe liebe Grüße senden.