Bitte stell dich kurz vor. In welcher Region und seit wann engagierst du dich als ehrenamtliche Bewährungshelferin?
Hi, ich bin Cornelia, 36 Jahre alt und komme aus dem Mühlviertel. Ich bin seit November 2024 im Ehrenamt bei NEUSTART in Linz und betreue aktuell fünf Klient:innen aus der Region.
Warum hast du dich für dieses Ehrenamt entschieden? Was gefällt dir daran am besten?
Ich wollte ein Ehrenamt, das einen gesellschaftlichen Mehrwert hat und wo ich meine Sozialkompetenz mit einbringen darf.
Und was machst du hauptberuflich? 
Eine wilde Mischung: Ich arbeite in der IT und bin als Mental-Trainerin selbstständig, man findet mich unter „Brain-ah-Fact by Cornelia Schiefermüller“.
Wie ergänzen sich dein Ehrenamt und Hauptberuf gegenseitig? Profitiert das eine vielleicht sogar vom anderen?
Alle Welten profitieren voneinander. Meine Rolle als Mental-Trainerin gibt mir die Werkzeuge, um Menschen bei NEUSTART zu begleiten und neue Ziele zu setzen. In der IT, wo es oft um strukturierte Prozesse geht, erinnere ich mich, dank meines Ehrenamts bei NEUSTART, immer wieder daran, dass hinter jeder Kennzahl und jedem System auch Menschen und Emotionen stehen. Eine 3-fach-Win-Situation quasi.
Was sagt dein Umfeld dazu, dass du ehrenamtliche Bewährungshelferin bist? Welche Rückmeldungen bekommst du, wenn du davon erzählst? 
Ein Teil begrüßt das soziale Engagement und wirkt interessiert. Der andere Teil ist zwar skeptisch, aber kennt mich gut genug, um zu wissen, dass man es mir eh nicht ausreden könnte (lacht).
Wie viele Klient:innen begleitest du derzeit? 
Fünf Klient:innen.
Gibt es Klient:innen-Typen mit denen du besonders gerne und konstruktiv arbeitest? Also liegen dir bestimmte demografische Gruppen oder Delikt-Arten mehr als andere? 
Ich habe keine Präferenz. Ich selbst hatte eine schwierige Vergangenheit und weiß, wie es sein kann, wenn keiner an dich glaubt. Ich sehe es bei NEUSTART als unsere Aufgabe, an die Personen zu glauben, die den Glauben an sich selbst verloren haben. Manchmal hilft es einfach, den Weg im Dunklen zu sehen, wenn jemand die Taschenlampe hält. Gehen müssen ihn die Klienten:innen jedoch selbst.
Gibt es so etwas wie eine typische Betreuungssituation? Wie laufen die Termine mit deinen Klient:innen ab?
Ich verbinde die Termine gerne mit einem Spaziergang an der frischen Luft, um Stress zu reduzieren. Spazieren ist weniger konfrontativ als sich gegenüber zu sitzen und die Bewegung hilft dem Gesprächsfluss.
Was sind die größten Herausforderungen in der Arbeit mit Straffälligen?
Hier sehe ich kaum Unterschiede zwischen Straffälligen und Menschen, die nicht straffällig geworden sind. Es ist für uns Menschen generell eine Herausforderung, zu akzeptieren, dass wir selbst für unser Denken und Handeln verantwortlich sind und nicht „die anderen“. Wer die Schuld im Außen sucht, wird immer fremdgesteuert sein.
Woran merkst du ganz konkret, dass deine ehrenamtliche Arbeit etwas bewirkt?
Ich merke die Wirkung in den kleinen Momenten. Zum Beispiel, wenn jemand, der anfangs sehr verschlossen war, mir beim Abschied ein ehrliches Lächeln schenkt. Oder wenn jemand, der lange keinen Sinn mehr in seinem Leben finden konnte, erzählt, dass er sich wieder für ein Hobby interessiert. Egal wie klein die Schritte sind, solange sie in eine dienliche Richtung gehen, weiß ich, meine Unterstützung hat etwas bewirkt.
Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job und Ehrenamt? Was machst du in deiner Freizeit?
Ich liebe was ich tue und mag es, an Herausforderungen zu wachsen, daher benötige ich nicht wirklich einen Ausgleich. Jedoch sind ein gutes Gespräch oder eine schöne Wanderung mit tollen Menschen und meinem Hund immer kleine Tüpfelchen am „i“ meines Lebens.
Gibt es sonst noch etwas, das du mit unseren Leser:innen teilen möchtest?
Mein Lieblingszitat von Henry Ford: „Egal, ob du denkst, du kannst es, oder ob du denkst, du kannst es nicht, du hast in beiden Fällen Recht.“
															

