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#TeamNEUSTART: Claudia Blumenschein

Claudia Blumenschein ist zwar erst seit gut einem Jahr bei NEUSTART Oberösterreich, trotzdem weiß sie schon genau, dass sie sich auch in Zukunft noch auf diesem Arbeitsplatz sieht…

Bitte stell dich kurz vor:
Mein Name ist Claudia Blumenschein, ich bin 26 Jahre alt und wohne in Linz.

In welcher NEUSTART Einrichtung und welchem Bereich arbeitest Du?
Ich bin Teil der Abteilung 2 bei NEUSTART Linz und dort in den Bereichen Bewährungshilfe, Gewaltpräventionsberatung und Sozialnetzkonferenzen tätig.

Seit wann bist du bei NEUSTART? Was waren deine vorherigen beruflichen Stationen?
Ich bin nun seit gut einem Jahr beim Verein und die Zeit vergeht wie im Flug. Das ist für mich ein Zeichen dafür, dass die Arbeit Spaß macht. Zuvor, also nach meinem abgeschlossenen Studium, habe ich für ungefähr zwei Jahre bei der Kinder- und Jugendhilfe im Bereich der Familiensozialarbeit gearbeitet.

Warum hast du dich für NEUSTART als Arbeitgeber entschieden?
Die Kinder- und Jugendhilfe war für mich eine sehr lehrreiche „Zwischenstation“. Doch schon während meines Studiums an der FH Burgenland, erfuhr ich von verschiedenen Lektor:innen vom Verein NEUSTART. Das weckte mein Interesse an der Arbeit mit straffälligen Menschen. Ich finde das Weiterbildungsangebot des Vereins sehr abwechslungsreich. Gerade in meiner Abteilung schätze ich die Hilfsbereitschaft, den Humor meiner Kolleg:innen und das gute Arbeitsklima. NEUSTART ist der Arbeitsplatz, wo ich mich auch in ferner Zukunft noch sehe.

Wie profitierst du in der Klient:innenarbeit von deiner Vorerfahrung in der Kinder- und Jugendarbeit?
Dank meiner Vorerfahrung bei der Kinder- und Jugendhilfe bin ich zu einer belastbaren und einfühlsamen Sozialarbeiterin geworden. Durch die Krisensituationen, die ich in dieser Arbeit gemeinsam mit den Familien gemeistert habe, gelingt es mir auch jetzt, in belastenden Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und strukturiert zu arbeiten. Ich habe verschiedenste Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen kennengelernt und weiß, mit welchen Herausforderungen unsere jungen Mitmenschen konfrontiert sind. „Unsere“ Jugendlichen haben oft keine stabile Ansprechperson im näheren Umfeld. Diesen Part übernehme ich – sofern dies meine Klient:innen zulassen – und sehe mich als tragende Säule in ihren oftmals brüchigen Häusern.

Worin unterscheiden sich Jugendliche und junge Erwachsene von älteren Klient:innen? Legst du die Betreuungsarbeit unterschiedlich an?
Ich meine, dass es keinen wesentlichen Unterschied in den Betreuungen zwischen meinen jüngeren Klient:innen und denen mit mehr Lebenserfahrung gibt. Grundsätzlich ist mein Zugang, emotional erreichbar zu sein, jedoch immer meine Grenzen zu wahren. Vielleicht ist bei jüngeren Klient:innen noch mehr Einfühlungsvermögen notwendig, als bei älteren. Ein Unterschied ist aber, dass ich meinen Jugendlichen immer das Du-Wort anbiete. Ich habe schon den Eindruck, dass es mich nahbarer macht und es somit für die Klient:innen leichter ist, sich mir gegenüber zu öffnen.

Du bist seit Kurzem auch SONEKO Koordinatorin (Anm.: Sozialnetzkonferenz für Jugendliche und junge Erwachsene). Kannst du etwas über diese Dienstleistung und deine bisherigen Erfahrungen damit erzählen? Was passiert dabei? Was ist das Ziel einer solchen Konferenz?
Wie der Name schon sagt, ist das soziale Netz des:der Klient:in, wichtiger Bestandteil einer SONEKO. Herzstück jeder SONEKO ist die Erstellung eines Plans für die:den Jugendliche:n mithilfe des sozialen Netzes. Wenn ich von dem „Plan“ spreche, meine ich, dass der Tagesablauf, die weitere Wohnsituation, der Umgang mit risikobehafteten Sozialkontakten usw. entwickelt werden soll, sodass dieser Plan als gelinderes Mittel zur U-Haft angewendet werden kann.
Die Partizipation des:der Jugendlichen ist ein unabdingbarer Bestandteil einer SONEKO und führt auch dazu, dass es den Jugendlichen im besten Fall gelingt, ihren Plan einzuhalten, da es der eigene Plan ist – und wir als Sozialarbeiter:innen wissen, dass unsere Klient:innen einen strafffreien Weg einschlagen können, wenn sie selbst zur Lösungsfindung beitragen. Auch die Teilnahme der Familienmitglieder und Helfer:innen im System des:der Jugendlichen, zeigt den Klient:innen auf, dass sie Unterstützung von außen bekommen. Sie werden darin bestärkt, Veränderungen angehen zu können.
Wir als Koordinator:innen durchlaufen gemeinsam mit den Anwesenden verschiedene Phasen der SONEKO. Unsere Aufgabe im Vorhinein ist es, alle Personen zu erheben, die die:der Jugendliche dabeihaben möchte und sie einzuladen. Während der SONEKO leiten wir an, moderieren und achten darauf, dass die Beteiligten einen wertschätzenden Umgang miteinander pflegen.

Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?
An meiner Arbeit schätze ich sehr, dass ich verschiedenste Menschen mit ihren eigenen Geschichten kennenlerne. Gerade in der Bewährungshilfe gefällt mir, meine Klient:innen eine längere Zeit begleiten zu können und durch den wertschätzenden Umgang und meiner Klarheit ein Stück Stabilität in deren Leben bringen kann.
Ich möchte hier ein Zitat eines jüngeren Klienten von mir teilen, das mich sehr berührt hat: „Claudia, du begleitest mich ja dann bis ich volljährig bin.“ Ich glaube diese Aussage zeigt sehr gut, dass uns auch viel Dankbarkeit und Wertschätzung entgegengebracht wird.
Nicht außer Acht lassen möchte ich die ständige geistige Forderung und die ständige Wissenserweiterung. Diese zwei Faktoren sind für mich Chancen, weitere Fähigkeiten zu erlernen und flexibel im Denken zu bleiben.

Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?
Unsere Arbeit setzt eine hohe Selbstständigkeit und Eigenorganisation voraus. Es ist immer wieder herausfordernd, darauf zu achten, welche Emotionen verschiedene Klient:innen bei einem selbst auslösen und diese in Folge auch zu deuten. Manchmal kann es sehr anstrengend sein, sich selbst und die eigenen Verhaltensweisen immer wieder zu reflektieren – was aber auch nicht vernachlässigt werden darf.
Zudem sind selbstverständlich Krisensituationen, die man mit den Klient:innen durchlebt, immer wieder herausfordernd.
Eine weitere Herausforderung, der ich persönlich aber nicht zu viel Beachtung schenke, weil ich mich selbst als „Arbeitstier“ bezeichne, ist die Fülle an Aufgabenbereichen, die wir bei NEUSTART erledigen.

Wo hast du gesehen, dass deine Arbeit etwas bewirkt?
Ich sehe, dass meine Arbeit etwas bewirkt, wenn meine Klient:innen regelmäßig und gerne zu den Betreuungsterminen erscheinen. Wenn ich eine Ansprechperson für die Klient:innen in schwierigen Lebenslagen sein kann und ihnen bewusst ist, dass sie sich mit allen Anliegen melden können. Das zeigt mir, dass ich etwas geschafft habe.

Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job?
Meine tägliche Routine, um gut in den Tag starten zu können und um am Ende meines Arbeitstages meinen Gedanken nochmals freien Lauf lassen zu können, ist mein Fußweg zur und von der Arbeit nachhause.
Zudem unternehme ich gerne die verschiedensten Dinge. Ich bin zum Beispiel begeisterte Konzertgeherin. Zeit mit meinen Liebsten, dazu zähle ich meine Freund:innen und meine Familie, tut mir immer gut. Dabei kann ich unbeschwert lachen und den, doch manchmal anstrengenden, Arbeitstag vergessen.

Gibt es sonst noch etwas, das du mit deinen Kolleg:innen teilen möchtest?
Teil des #TeamNEUSTART zu sein, ist für mich eine persönliche Bereicherung. Es gibt nicht einen Tag, an dem ich ungern in die Arbeit gehe. Außerdem ist das Repertoire an Wissen hier so groß, dass ich immer wieder auf den Erfahrungsschatz von Kolleg:innen zurückgreifen kann und somit auch selbst jeden Tag ein „bisserl gscheiter“ werde.

Über die/den Autor:in

Laura Roth ist seit 2019 Teil des Kommunikations-Teams des Vereins NEUSTART. Ihre Schwerpunkte sind die interne Kommunikation und unsere Newsletter. In unserer Serie #TeamNEUSTART holt sie regelmäßig Kolleg:innen aus ganz Österreich vor den Vorhang

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