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Blog und Diskussion
Vielfalt und Individualisierung im Maßnahmenvollzug
Mag. (FH) Mag. Lukas Schmid - 12.4.2017 09:27
So unterschiedlich die Lebensgeschichten, die vorhandenen sozialen Systeme, der Behandlungs- und Betreuungsbedarf und die Prognose dieser Menschen sein mögen – eines haben sie gemeinsam: Sie haben aufgrund ihrer Beeinträchtigung vor dem Gesetz „schuldlos" eine strafbare Handlung begangen und es droht ihnen die potenziell lebenslange Freiheitsentziehung im Maßnahmenvollzug nach § 21 Abs 1 StGB. Ein individualisierter Zugang gemäß dem zugrundeliegenden Krankheitsbild ist sowohl im Vollzug als auch in den Vollzugsalternativen geboten.
NEUSTART hat im Auftrag des Bundesministeriums für Justiz von April 2015 bis Juli 2016 das Projekt „Sozialnetz-Konferenz im Maßnahmenvollzug" erprobt. Eine Sozialnetz-Konferenz dient den Gerichten als Entscheidungshilfe für bedingte Nachsichten, Vollzugslockerungen oder bedingte Entlassungen.
Die Methode der Sozialnetz-Konferenz ist durch eine konsequente Orientierung auf die Lebenswelt der Klientinnen und Klienten gekennzeichnet. Die Bedingungen für eine mögliche Entlassung insbesondere hinsichtlich Wohnort und medizinischer Behandlung werden von familienfremden Personen (medizinisches Personal, Anstaltspersonal, Bewährungshilfe) formuliert. Wie die formulierten Bedingungen aber einzuhalten sind und wie das Leben in Freiheit ohne erneute strafbare Handlungen bewältigt und gestaltet werden kann obliegt in einer Sozialnetz-Konferenz vor allem der betroffenen Person und ihrem sozialen Umfeld. Manche Zuweisungen scheiterten daran, dass kein tragfähiges soziales System zur Verfügung stand. In anderen Fällen saßen in der Konferenz bis zu 15 Personen an einem Tisch. Neben der Kernfamilie auch Freunde, Bekannte, Nachbarn genauso wie professionelle Unterstützerinnen und Unterstützer. Darunter oft auch Menschen, die erst durch die Sozialnetz-Konferenz wieder als Unterstützerinnen und Unterstützer re-aktiviert werden konnten. Die gemeinsame, strukturierte Arbeit an einem Zukunftsplan hat in vielen Fällen ungeahnte Ressourcen im Unterstützungssystem aktiviert, Klarheit und Verantwortungen geschaffen und damit den Weg in ein straffreies Leben nach der Maßnahme unterstützt.
Die Ergebnisse der Begleitforschung durch das Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie attestieren dem Projekt einen qualitativen Gewinn beziehungsweise Fortschritt im Maßnahmenvollzug. Aus Sicht von NEUSTART wäre die dauerhafte Implementierung der Sozialnetz-Konferenz ein wichtiger Mosaikstein in einem modernen und individualisierten Maßnahmenvollzug.
Mag. (FH) Mag. Lukas Schmid ist Leiter von NEUSTART Oberösterreich
Webtipp: http://www.irks.at/assets/irks/Publikationen/Forschungsbericht/Endbericht_SONEKO.pdf
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Mag. Elisabeth Wintersberger schrieb am 21.04.2017 02:46