Wenn eine Angehörige oder ein Angehöriger beschuldigt oder verurteilt wird, etwas Verbotenes gemacht zu haben, finden Sie hier viele Informationen und Antworten. Auch wenn Sie gerade aus dem Gefängnis kommen, finden Sie hier Informationen. Außerdem finden Sie hier Informationen, wenn Sie Opfer von Kriminalität geworden sind.
Die NEUSTART Online-Beratung hilft Ihnen. Sie beantwortet Ihre Fragen mit einem E-Mail. Füllen Sie bitte das Kontakt-Formular aus und schreiben Sie Ihre Frage in die Nachricht. Schreiben Sie auch dazu, in welchem Ort und Bundesland Sie wohnen. Es ist nicht notwendig, dass Sie Ihren Namen dazuschreiben. Wir antworten auch auf anonyme Anfragen.
Blog und Diskussion
Eine Kerze für den Täter
Andreas Zembaty - 27.7.2016 07:15
Das Gefühl der Ohnmacht, das mich im Juli 2011 nach der Nachricht vom Amoklauf in Oslo befallen hat, kehrt nun wieder. Nach Paris, Nizza, München, Reutlingen, Kabul. Viel zu oft, als dass man damit umgehen lernen könnte. Viel zu tragisch und mit den damit verbundenen menschlichen Dramen zu berührend, als dass man abstumpfen könnte.
Wie damit umgehen? Mich berührte die Geste einer Frau, die wie so viele andere am Tatort in München Kerzen anzündete. Das einzigartige daran war, dass sie das nicht nur für die neun Opfer, sondern auch für den toten Täter machte. Ihre Motivation dafür sei der Glaube, sagte sie mit fester, ruhiger Stimme. Diese ruhige, besonnene Haltung erinnert mich an den Umgang der Politik mit dem Schock nach der Tat Breiviks auf der Insel Utoya in Norwegen. Prinz Haakon und Premier Stoltenberg sagten damals: „Die Menschen in Norwegen reagieren mit Liebe und nicht mit Hass“. Wenn also die Politik diesem Credo folgt und sich nicht einer Kriegsrhetorik bedient, dann leistet sie viel für die Bewältigung des Schocks, der Trauer und der Angst.
Ein Wettbewerb an Aufrüstungsplänen, Sicherheitsforderungen und Überwachungsansprüchen schafft kein Klima des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Gerade diese Solidarität gehört aber wiederhergestellt; nicht durch die Entwicklung von Feindbildern, sondern durch Dialog mit dem, was uns fremd ist und befremdend erscheint. Eine Kerze auch für den Täter anzuzünden ist da die richtige Geste.
Das Gegenteil von Angst ist nicht Mut oder gar Tollkühnheit, sondern Liebe. Das gilt es wohl bei all dem, wie wir jetzt reagieren, mitzubedenken.
Andreas Zembaty ist Pressesprecher von NEUSTART
Zu diesem Beitrag gibt es |5 Kommentare|
Ihre Meinung zählt
Wir freuen uns über Ihren Kommentar zu diesem Blogeintrag
Kommentare zu diesem Beitrag:
Yvonne Czermak schrieb am 28.07.2016 07:26
Elke Lambauer schrieb am 27.07.2016 21:31
Michael Pech schrieb am 27.07.2016 16:06
Werner Klaffenböck schrieb am 27.07.2016 11:22
Leider teilen in meinem Stadtteil sehr viele Mitbewohner, sie sind alle um die 70 Jahre wie ich (dazu gehören auch engere Bekannte und sogar einige Freunde) diese Meinung nicht.
Ich höre nur mehr: „Wer braucht diese Ausländer! Das hat schon damals vor langer Zeit mit den Gastarbeitern Angefangen und der Höhepunkt ist jetzt mit Merkels Willkommenspolitik. Wir haben diese Leute nicht eingeladen.“
Schade ist nur, meine Argumente greifen nur bei wenigen und diese halten nicht lange.
Ja die Angst macht sich breit. Das geht so weit - die noch aktiveren Frauen unter ihnen meiden jetzt ihre tägliche Nordic Walking Strecke durch den nahegelegenen Erholungswald.
Die Kluft zu einer geteilten Gesellschaft wird immer größer.
Ich werde trotz all dem mein humanistisches Denken und Handeln nicht ändern und bin mir sicher auf der richtigen Seite zu stehen. Rechtsextremismus hat sich meines Wissens seit Menschengedenken letztendlich nicht durchgesetzt.
Werner Klaffenböck eaBewährungshelfer
Gilbert Weisbier schrieb am 27.07.2016 08:47