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Blog und Diskussion
Ehrenamtlich für Kriminelle engagieren?
Susanne J. Pekler - 16.10.2013 08:27
Sich ehrenamtlich für Tierschutz zu engagieren versteht jeder – aber für Kriminelle? Seit Beginn der Betreuung durch Bewährungshilfe vor über 55 Jahren wird diese Arbeit auch von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleistet; zivilgesellschaftliches Engagement unterschiedlichster Menschen aller Alters- und Berufsgruppen, die ihre soziale Verantwortung aktiv leben und wertvolle Multiplikatoren für die Idee der Resozialisierbarkeit Straffälliger sind.
Unser Leistungsangebot Bewährungshilfe wird von der Richterschaft in hohem Ausmaß akzeptiert. Daraus resultiert eine ständige Steigerung unserer Klientenzahlen in den letzten Jahren. Deshalb sind wir gefordert, den Pool unserer Ehrenamtlichen laufend aufzustocken, um weiterhin ein Drittel unserer Klienten von Ehrenamtlichen betreuen zu lassen (erfahrene Hauptamtliche nehmen in einem umfassenden anamnestischen Erstgespräch eine Auswahl geeigneter Fälle vor). Und immer wieder bin ich beeindruckt, wie viele Frauen und Männer mit unterschiedlichen persönlichen und beruflichen Biografien aus allen Regionen der Steiermark sich dafür entscheiden, ihre Freizeit dafür zu opfern, straffällige Menschen breitgefächert zu unterstützen. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit dem Delikt und das Vermitteln von Handlungsalternativen, aber auch soziale Kontrolle.
Wir verlangen unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern viel ab: Umfangreiche Einschulung muss absolviert werden, monatliche Teamsitzungen zur Qualitätssicherung sind verpflichtend, einheitliche Betreuungs- und Dokumentationsstandards sind einzuhalten. Regelmäßige Fortbildung wird angeboten und vor allem natürlich regelmäßige Betreuungskontakte mit Klienten, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Deren Motivation zur Mitarbeit muss oft erst geweckt werden und der Aufbau einer Vertrauensbeziehung, welche die Basis jeden Veränderungswillens ist, muss oft erst mühsam erarbeitet werden. Trotz dieser Anforderungen haben wir in den meisten Regionen mehr Interessenten als wir überhaupt beschäftigen können und viele stellen uns ihre Ressourcen auch für viele Jahre zur Verfügung. Der derzeit am längsten arbeitende Ehrenamtliche betreut bereits seit 35 Jahren!
Für uns ist diese Vielfalt an ehrenamtlichen Mitarbeitern ein großer Schatz: Sie bringen viel Wissen und Erfahrung über ihre Region ein, können den Klienten so in ihrem vertrauten Lebensumfeld begegnen und auch immer wieder Tür und Tor zu lokalen Ressourcen erschließen. Aber auch außerhalb ihrer Betreuungen gelingt es in mannigfachen Diskussionen über Straffälligenhilfe und zu kriminalpolitischen Fragen, die Positionen von NEUSTART in ihren Arbeitsfeldern und ihrem privaten Umfeld zu verdeutlichen und so ein integrationsfreundliches Klima für unsere Klienten zu schaffen.
Susanne J. Pekler ist Leiterin von NEUSTART Steiermark
Zu diesem Beitrag gibt es |3 Kommentare|
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Kommentare zu diesem Beitrag:
Siggi schrieb am 20.10.2013 17:45
Irene Tritscher schrieb am 17.10.2013 21:51
Seit 5 Jahren bin ich in Graz als ehrenamtliche Bewährungsheferin tätig - und ich mache es sehr gerne.
Unterschiedlichste Problemsituationen durfte ich schon kennenlernen, wobei mir ein tolles Team zur Seite steht.
Hilfe geben zur Selbsthilfe - das ist diesbezüglich mein Motto.
Ich freue mich einen kleinen Teil an der Resozialisierung von Straffälligen beitragen zu dürfen.
Klaus Bergmaier, Krems schrieb am 17.10.2013 12:49
Als jemand, der beruflich schon vielfältige Erfahrung gemacht hat, schätze ich es besonders, hier mit den KlientInnen langfristige Arbeitsbeziehungen eingehen zu können.
Die umfangreiche Einschulung und vor allem das sensationelle Fortbildungsangebot, das ich als Ehrenamtlicher zumindest in den ersten Jahren vorfand, sind ebenso befruchtend wie die monatlichen Teams.
An kriminalpolitischen und sozialpolitischen Fragen bin ich äußerst interessiert. Deshalb würde ich mir wünschen, dass Neustart desöfteren klare Position bezieht, zB was das kleine Glücksspiel angeht.
Meine Ansicht ist, dass wir nur EINE Gesellschaft haben, zu der alle dazugehören. Es hilft also nichts, die Augen vor Randgruppen zu verschließen oder diese gar zu diskriminieren. Wer am Rand der Gesellschaft steht, muss von Menschen aus der Mitte wieder in ebendiese geführt werden.
Es freut mich, dass ich als ehrenamtlicher Bewährungshelfer die Möglichkeit habe, etwas zu tun, was in größtmöglicher Übereinstimmung mit meinem Weltbild steht.