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Blog und Diskussion
Obszöne Kraft des Kopfkinos
Andreas Zembaty - 26.2.2013 13:51
Nach der Premiere
des Films „3096 Tage“ kommentieren die Boulevardmedien mit unterschiedlichem
Tiefgang. In der Kronen Zeitung ist in einem Kommentar von Christina Krisch
abschließend zu lesen: „Was bleibt, ist die drängende Frage nach der
eigentlichen Zielgruppe dieses beklemmenden Films. Und die berechtigte Angst
vor der obszönen Kraft eines sich verselbständigenden Kopfkinos.“
Die Beantwortung
der Frage nach der Zielgruppe liegt wohl gerade für ein Boulevardmedium auf der Hand: Die
Leserinnen und Leser eben dieser Medien. Seit Beginn des Falls Priklopil werden
regelmäßig journalistische Grundsätze missachtet, wenn es darum geht, die
„obszöne Kraft des Kopfkinos“ zu bedienen. Unterstellungen, Meinungen, die als
Tatsachen verkauft werden und schlicht Falschmeldungen prägen anhaltend den
Umgang der Boulevardmedien mit diesem Fall. Umso mehr verwundert es, wenn jetzt
die scheinbar naive Frage nach der Zielgruppe gestellt wird. Schlagzeilen, dass
Priklopil Opfer eines Mordkomplotts gewesen sei oder dass Natascha Kampusch in
Gefangenschaft ein Kind geboren habe, steigerten ja die Verkaufszahlen und
wurden schlicht herbeigeschrieben – ohne Faktenlage, einfach aus dem beklagten „obszönen
Kopfkino“ heraus.
Wären diese
Gedanken ebendort verblieben hätten sie wenig Schaden angerichtet. Aber sie
hatten einen Nebeneffekt: Sie steigerten den Hass der Menschen auf die junge
Frau. Mit dem aktuellen Film gibt Natascha Kampusch dem Druck der
Öffentlichkeit nach der „ganzen Wahrheit“ wieder ein bisschen mehr nach.
Eigentlich wollte sie nie über eine sexuelle Beziehung zum Täter sprechen, sie
wollte ihre Intimsphäre schützen. Der Film zeigt nun Sexszenen. Diese sollen
den Kritikern die letzten Zweifel nehmen, dass es zwischen dem Täter und seinem
Entführungsopfer ein Liebesverhältnis mit harmonischen Skiausflügen und
Besuchen im Baumarkt gegeben hat. Die Reaktion des Boulevards: Selbstgerecht
wird der Vorwurf von Geldmacherei und der Vermarktung ihrer Geschichte erhoben.
Vielmehr geht es in diesem Film um den Versuch der Rehabilitierung des Opfers gegenüber einer kritischen Öffentlichkeit. Ein Schicksal, das Opfern von Straftaten tagtäglich widerfährt – nicht alle haben die Chance, dabei gehört zu werden. Was Natascha Kampusch selbst durch ihre Mitarbeit an diesem Film wollte hat sie ja klar gesagt. Es ist das Signal für die Öffentlichkeit, so ist es gewesen. Das können Sie jetzt sehen, aber lassen Sie mich damit jetzt in Ruhe.
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