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Blog und Diskussion
Ökonomie versus Qualität in der Sozialarbeit
Martin Tautscher - 15.4.2008 10:11
„Ziel der Tätigkeit von hauptamtlichen BewährungshelferInnen ist es, Menschen, die wegen einer Straftat verdächtigt, beschuldigt oder verurteilt wurden, zu unterstützen, ein delikt- und straffreies Leben zu führen“: So steht es im Qualitätshandbuch für die Aufgabenbeschreibung eines Bewährungshelfers. Um dieses Ziel zu erreichen, sind verschiedene beschriebene Leistungen und dazugehörige Interventionen, die von Klient zu Klient variieren, notwendig.
Mir ist im Rahmen meines Praktikums bisher aufgefallen, dass der Arbeitsstil der einzelnen Bewährungshelfer voneinander abweicht. Während von den einen Bewährungshelfern eher ein aktiver Stil an den Tag gelegt wird (also mit „Nachdruck“ am beziehungsweise mit dem Klienten gearbeitet wird, um ihn wieder von der „schiefen Bahn“ weg zu bewegen), so wird von einigen anderen eher ein reaktiver Typus bevorzugt.
Die unterschiedlichen Arbeitsstile der Klientenbetreuung sind aber nicht nur auf die jeweilige unterschiedliche Persönlichkeit/Individualität des Bewährungshelfers zurückzuführen, sondern auch auf zunehmenden ökonomischen Druck in der Sozialarbeit. So sind bei gleichbleibenden Budgets bis zu 25 Prozent mehr Klienten zu betreuen. Daher bleibt oft kaum mehr Zeit, um mit Klienten längerfristige Prozesse durchzuarbeiten. Viele Ziele, die sich auf eine Verhaltensänderung oder Stabilisierung beziehen sind zum Teil langwierige Prozessziele, die oft nur Beobachtung und Reflexion brauchen - bei Jugendlichen etwa Ablösungsprozesse und gleichzeitig auftretende Schulschwierigkeiten. Ein Zuwarten und Beobachten ist oft unabdingbar, um bei dem Klienten einen Ansatz finden zu können, damit mit der gemeinsamen Betreuungsarbeit überhaupt begonnen werden kann. Dieses Ziel ist nur schwer bis überhaupt nicht messbar und somit auch nur schwer in Relation zur Wirtschaftlichkeit zu bringen.
Auch das Thema der Ehrenamtlichkeit braucht klare Positionen. Teilweise gibt es von Profis geleistete nicht bezahlte Sozialarbeit, andererseits Laienarbeit, die intensiv von Hauptamtlichen begleitet werden muss. Nachdem ein Drittel der Bewährungshilfefälle ehrenamtlich betreut wird entsteht auch hier ein Spannungsfeld in der Organisation. Freilich, die Frage nach dem Verhältnis zwischen Input und Output ist keine Neue, auch nicht im Bereich der „Sozialen Arbeit“. Ob es die wirtschaftliche Frage aber rechtfertigt, den Handlungsraum für solche Tätigkeiten teilweise derart einzuengen und dadurch mitunter dem Klienten nicht die beste Unterstützung anbieten zu können, sollte gewiss nicht leichtfertig abgetan werden.
Für mich ist es interessant, diese Themen auch nach dem Praktikum weiter zu beobachten, vor allem auch den Umgang anderer Organisationen mit diesen Spannungsfeldern.
Martin Tautscher ist Langzeitpraktikant bei NEUSTART Kärnten
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