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Blog und Diskussion
Fundraising für Underdogs
Mag. Dorit Bruckdorfer - 25.8.2010 10:13
NEUSTART liegt im Feld der Spenden sammelnden Organisationen weit abgeschlagen; das mag daran liegen, dass wir vorwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert werden. Für solche Organisationen „stellen Spenden eine wichtige Finanzquelle für neue Initiativen dar. Spendenmittel sind ‚Entwicklungsgeld’“, so der Spendenbericht 2009. Im nicht-monetären Spendenbereich geht es uns gut: Wir haben 900 ehrenamtliche Mitarbeiter (mehr als hauptamtliche), die durch ihr Engagement gesellschaftliche Verantwortung leben. Das ist umso beachtlicher, als ehrenamtliche Arbeit etwa für Obdachlose oder Suchtkranke die geringsten Prozentwerte ausweist. Werden wir geldmäßig also in geringem Ausmaß bespendet, weil Straffälligenhilfe, die Arbeit mit Opfern und Prävention als öffentliche Aufgabe gesehen werden? Oder liegt es gar am Spendengrund?
Auf der Skala der Spendenbereitschaft liegen Tierschutz, humanitäre Hilfe und Kinder ganz oben. Für Menschen mit Behinderung, sozial schwache oder kranke Menschen spendet man gerne. Weniger beliebt sind Randgruppen. Die Spendenbereitschaft für Asylanten oder Straffällige hält sich in Grenzen, auf der Spendenskala sind sie ganz unten angesiedelt (ein schwacher Trost: irgendwo nahe davor liegen Menschenrechte, gefolgt von Kunst und Museen). Der gemeinsame Nenner der 100 größten Spendenorganisationen Österreichs lautet „unverschuldete Notlage“; mutmaßlich selbst verschuldete Notlagen sind keine Sympathieträger. Dem könnte man entgegensetzen, dass ja auch die Idee, die hinter einer Organisation steht, unterstützenswert wäre (für ein Leben ohne Kriminalität beispielsweise) – ohne das Betreuungsspektrum der Organisation (vom Opfer im Tatausgleich über den Jugendlichen in der Bewährungshilfe oder bei gemeinnütziger Leistung bis zum Haftentlassenen) irgendwie bewerten zu müssen. Fakt ist, dass Spender ihr Geld lieber in konkrete Projekte und direkte Unterstützung als in administrativen Aufwand (oder gar die Sicherung von Arbeitsplätzen) fließen sehen. Wir haben etliche langjährige und treue Spenderinnen und Spender, die uns – sichtlich aus tiefer Überzeugung der Sinnhaftigkeit unserer Arbeit – unterstützen. Sie tun das, damit das Geld Klienten zugute kommt (von denen viele Kinder haben, die wiederum unverschuldet an einer Notlage mitleiden).
Finanzstarke Organisationen, die ihre Fundraising-Töpfe vergeben, müssen auch ihren Mitarbeitern gegenüber rechtfertigen können, weshalb sie sich für ein Sozialprojekt engagieren. Unpopuläre Themen bedeuten erhöhten Erklärungs- und Kommunikationsaufwand – sowohl nach außen als auch nach innen. Vielleicht schreckt das manche ab. Zum Glück nicht alle, wie die zweiten Sparkassen beweisen: Sie tragen durch die Möglichkeit eines Bankkontos maßgeblich zur Wiedereingliederung unserer Klienten in die Gesellschaft bei. Was uns jedenfalls fehlt ist die österreichische Version von Buffet und Gates (wobei unbekannt ist, ob sie ihr Vermögen in Straffälligenhilfe stecken werden) und die Gunst der österreichischen Unternehmer und Stiftungen.
Die in Deutschland mittlerweile am meisten umworbene Zielgruppe spendensammelnder Organisationen sind die Gerichte und Staatsanwaltschaften. Sie können Geldauflagen zugunsten gemeinnütziger Vereine verhängen; diese erhalten inzwischen 30 bis 70 Prozent der Bußgelder. Justiznahe Dienste (Bewährungshilfe, Straffälligenhilfe, Opferhilfe, Drogenhilfe) liegen mit einem Marktanteil von durchschnittlich 30 Prozent schon weit vorne. Gemeinnützige Organisationen, die sich professionell um die Erschließung solcher Geldquellen bemühen, betreiben „Bußgeldmarketing“. Im restlichen Europa (und auch hierzulande) darf das mangels gesetzlicher Gegebenheiten noch ein Fremdwort sein. Sollte sich das einmal ändern: Die Diskussion ist eröffnet.
Zu diesem Beitrag gibt es |4 Kommentare|
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Kommentare zu diesem Beitrag:
Mag. Dorit Bruckdorfer schrieb am 15.10.2010 12:38
Egon Rivera schrieb am 05.10.2010 10:42
Dorit Bruckdorfer schrieb am 13.09.2010 15:30
Thomas Sturm schrieb am 10.09.2010 15:23
Ich finde Neustart ist eine toller Verein mit kompetenten und engagierten Mitarbeitern...